Aus der Geschichte heraus hat die Britische Armee in England ein anderes Standing und Image als die Bundeswehr in Deutschland. Das sieht man schon daran, dass neben dem Imperial War Museum in London, das sich mit Krieg im Allgemeinen beschäftigt, auch Museen für die einzelnen Waffengattungen gibt: Die Luftwaffe hat ihr Royal Air Force Museum in London und Middlesex, das National Royal Navy Museum ist in Portsmouth verortet. Ich habe mich im Frühjahr mit dem Heer beschäftigt – im Londoner National Army Museum. Ob sich ein Besuch lohnt? Das hängt sehr stark von den persönlichen Interessen ab.

  1. Was erwartet mich?
  2. Wie komme ich hin?
  3. Fazit – lohnt sich der Besuch?

Was erwartet mich?

Um es gleich voraus zu schicken: Ich bin nicht der allergrößte Fan von militärischen Devotionalien. Nichtsdestotrotz kann ich etwa dem Imperial War Museum einiges abgewinnen, sind doch die Ausstellungen dort meist gut und spannend gemacht. Nicht zuletzt deshalb nahm ich mir vor, auch das Museum des Heeres der Krone zu besuchen.

Auch hier findet ihr eine Mischung aus Dauer- und wechselnden Ausstellungen. Letztere beschäftigte sich etwa mit der „Road to Recovery“, also dem Gesundungsprozess verletzter Soldaten. In der Dauerausstellung findet ihr Informationen zum Wandel des Heeres im Laufe der Jahr(hundert)e. Wie sich die Art der Rekrutierung, der Ausbildung und des militärischen Werkzeuges verändert. Auch die Geschichte der Royal Army im Bezug auf das Empire und spätere Commonwealth ist Thema. Es werden Geschichten von Soldaten erzählt, man kann etwa unter einem Truck her kriechen, es üben zu marschieren oder auch (nachgemachte) Waffen anfassen. Für kleinere Kinder gibt es zudem einen „assault course“ – einen Kletterparcours.

Was schon beeindruckend ist, sind die großen Fahrzeuge und auch der Helicopter im Eingangsbereich. Auf diesen hat man auch einen tollen Blick, wenn man im Café des Museums einen Kaffee trinkt oder die Füße ausruht.

Wie komme ich hin?

Ihr findet das Museum im Stadtteil Chelsea in der Royal Hospital Road. Es liegt neben dem Royal Hospital Chelsea, dem großen Krankenhaus und Altenheim der Royal Army. Nutzt ihr die Tube, so ist die Haltestelle Sloane Square die Eure (District und Circle Line). Nach einem Spaziergang von etwa 10 Minuten seid ihr da. Der Bus bringt euch mit der Linie 170 direkt vor´s Museum.

Die Gegend rund um das Museum ist auch durchaus interessant. Sowohl das Themseufer als auch die kleineren Einkaufsstraßen rund um den Sloane Square sind einen kleinen Spaziergang durchaus wert. Auch die Battersea Power Station mit ihrem Einkaufstempel und der Aussichtsplattform „Lift 109“ auf einem der Schornsteine sind fußläufig gut erreichbar.

Fazit – lohnt sich der Besuch?

Tja… es ist gar nicht so einfach. Sicherlich sind einige interessante Informationen zusammen getragen worden. Aber es fehlt dem Museum an zwei Dingen: Zum Einen fehlt es den Ausstellungsmachern an einer Art kritischer Distanz und einem entsprechenden Ansatz der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Hier von Geschichtsglättung zu sprechen wäre übertrieben, aber dennoch habe ich (speziell auch im Umgang mit der Empire-Zeit) etwas differenzierte Töne vermisst. Der zweite Punkt wäre, dass das Museum etwas arm an Highlights ist. Die vermeintlichen Familienangebote finde ich schon arg militaristisch (etwa das Marschieren üben) und auch nicht sonderlich gut gemacht.

Mein Fazit ist also: Wenn man sowieso in der Gegend ist und eine Stunde Zeit hat (etwa, wenn man auf einen Platz im benachbarten Restaurant von Gordon Ramsey wartet), kann man das National Army Museum schon einmal besuchen, sollte aber nicht zu viel erwarten. Mit den anderen großen Museen kann es nicht mithalten. Wenn ich natürlich aber (ehemaliger) Angehöriger der Landstreitkräfte oder militärinteressiert bin, kann es natürlich deutlich interessanter sein. Ansonsten gäbe ich aber 2,5/5 Sternen.

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